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Schwimmen/ Rettungsschwimmen, Allgemein

Eine Jonglage auf dem Drahtseil

Veröffentlicht: 03.03.2023
Autor: DLRG Landesverband Baden e.V.

„Der Landkreis Rastatt hat ein Hallenbad-Problem.“ I Bezirk Mittelbaden

Wir treffen Thorsten Veit, den Leiter Ausbildung der DLRG Ortsgruppe Rastatt, in einem Schwimmbad, in dem er streng genommen ein Fremder ist. Denn in der Stadt Rastatt selbst, welche immerhin fast 50.000 Einwohner zählt und das Zuhause von Thorsten Veit und dem größten Teil seines Teams ist, gibt es seit  Mitte 2021 kein öffentliches Schwimmbad mehr. Deshalb findet der heutige Samstags-Rettungsschwimmkurs der Rastatter DLRG wieder auf auswärtigem Gelände statt. Das Cuppamare in der viel kleineren Nachbargemeinde Kuppenheim ist zur Zuflucht für die DLRG Ortsgruppe Rastatt geworden.

Die Tageszeitung in der Region titelte neulich: „Der Landkreis Rastatt hat ein Hallenbad-Problem.“ Und das kann Thorsten Veit aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Seine Planungen für das Angebot von Schwimm- und Rettungsschwimmkursen der DLRG Rastatt gleichen einer Jonglage auf dem Drahtseil. Mittwochs abends und samstags mittags stehen Badezeiten im Cuppamare zur Verfügung. Um das überhaupt möglich zu machen, kooperiert die DLRG-Ortsgruppe mit einem Sportverein aus Kuppenheim. Donnerstags abends hat man ein Zeitfenster im Bad der Augusta-Sybilla-Schule, welches für die Anfängerschwimmkurse genutzt wird. Im Sommer steht außerdem das Rastatter Freibad Natura zur Verfügung, beziehungsweise wenn das Wetter stimmt und die Technik mitmacht. Insbesondere Letzteres wurde im letzten Jahr seltener.

Doch Thorsten Veit jongliert nicht nur mit den verschiedenen Bädern und Terminen. Besonders herausfordernd ist die Gewinnung und Einteilung von Schwimmausbilderinnen und Schwimmausbildern. Und natürlich der Umgang mit der enorm hohen Nachfrage nach Schwimmkurse. Die Warteliste für Seepferdchen-Kurse wurde auf 200 Plätze begrenzt, aber das deckt den Bedarf noch keinesfalls. Doch mehr Angebote sind aktuell nicht möglich. Selbst wenn die DLRG das Personal dafür stellen könnte: die Badzeiten im Cuppamare sind schlicht ausgebucht. Spätestens an dieser Stelle drängt sich dann eine zentrale Frage auf. Wie geht es bezüglich eines Hallenschwimmbades in Rastatt selbst weiter?

Die Antwort lautet womöglich: Kombibad. Bereits seit 2010 diskutiert die Rastatter Kommunalpolitik über den Neubau eines Schwimmbades. Zahlreiche Schleifen wurden bereits gedreht. Bezüglich der Erfolgsaussicht des Vorhabens reagiert Thorsten Veit verhalten. „Ein Rastatt ohne Bad kann ich mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen“, sagt er. Aber selbst, wenn jetzt Schwung in die Sache käme, prognostiziert Thorsten Veit, „wird da vor 2028 sicher nichts fertig.“

Das wissen selbstverständlich auch die Verantwortlichen für das Cuppamare. Der Bürgermeister von Kuppenheim hat deshalb vor kurzem die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass sich die umliegenden Gemeinden an den Betriebskosten für das Cuppamare beteiligen. Der Betrieb des Bades aus den 70-ern wird immer teurer. Nicht nur aufgrund der aktuellen Preise für Strom und Gas, sondern auch für Sanierungsbedarf an Substanz und Technik. Die Rastatter DLRG ist übrigens nicht der einzige Nutzer von „Auswärts“. Insgesamt 15 Schulen und sechs Vereine aus der Region nutzen derzeit das Cuppamare. Nur etwa 22,2 Prozent der Kinder in Schwimmkursen im Cuppamare kommen überhaupt aus Kuppenheim selbst, berichteten die „Badischen Neusten Nachrichten“ jüngst. Ob sich die Nachbarn am Kuppenheimer Bad beteiligen werden, wird sich zeigen. Die sprichwörtlichen Sorgenfalten reduziert das bei Thorsten Veit aber nicht.

Neben der Angst vor einer weiteren Verschlechterung der Situation wirkt sich die Lage leider auch negativ auf das Vereinsleben der DLRG Rastatt aus. Dadurch, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder zu verschiedenen Terminen und in unterschiedlichen Bädern tätig sind, fällt es schwer, engen Kontakt zu halten. Ein offenes Schwimmen für die aktiven Mitglieder der Ortsgruppe im Bezirk Mittelbaden ist mangels Badzeiten ebenfalls nicht mehr möglich. In den zur Verfügung stehenden Zeitfenstern werden lediglich Kurse durchgeführt. Ein Kontakt zu den Engagierten im Einsatzbereich ist dadurch zum Beispiel eingeschlafen. Schade, findet Thorsten Veit. Aber was soll man machen?

Die Kommunikation zwischen den Aktiven hält er über Whatsapp-Gruppen aufrecht. Er koordiniert fleißig und versucht, möglichst viele neue Ausbilderinnen und Ausbilder zu gewinnen. Das bringt einen schon mal an seine Grenzen. „Ins Wasser komme ich schon lange nicht mehr“ berichtet Thorsten Veit. Aber trotzdem macht ihm das Engagement für die Schwimmausbildung viel Spaß. Zudem profitiert die DLRG Rastatt von einem motivierten Ausbildungsstab an Ausbildern und Ausbilderinnen sowie auch von Helfern, welche in den Ausbildungsbetrieb mit integriert werden. In diesem Jahr möchte  sich die DLRG Rastatt auch im Bereich Aqua-Fitness fortbilden, um damit hoffentlich auch wieder älteren Mitgliedern ein Angebot rund ums Wasser machen zu können.

An gutem Willen und neuen Ansätzen mangelt es der DLRG Ortsgruppe Rastatt jedenfalls nicht. Letztes Jahr führte man ein Pilotprojekt zur Schwimmausbildung im Freigewässer durch. Die Erfahrungen zum Umgang mit dem Frieren kommen jetzt aufgrund der abgesenkten Wassertemperaturen sogar dem Indoor-Training zu Gute. Dort tragen die Ausbilder und Kinder zwischenzeitlich auch schon Neoprenanzüge. Für dieses Jahr hat sich der Vorstand der Ortsgruppe außerdem ein weiteres, großes Thema vorgenommen. Sie wollen darüber diskutieren, wie die Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement in der Schwimmausbildung verbessert werden können. „Das können wir nicht von heute auf morgen lösen“, denkt Thorsten Veit. „Aber wir können definitiv Fortschritte machen“, resümiert er.


Bericht: DLRG Landesverband Baden e.V. / Reihe Bädergeschichten
Bilder: DLRG Landesverband Baden e.V. / Reihe Bädergeschichten
Original unter: https://baden.dlrg.de/newsdetails/eine-jonglage-auf-dem-drahtseil-102466-n/

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